Institute for Project Defaults

Mobilität im urbanen Umfeld – Bedarfsgerechte Infrastruktur in den Städ-ten der Zukunft

Zukunftsvision

Die Entwicklung der Infrastruktur ist von einer hohen Trägheit geprägt. Die Anlage oder Veränderung von Verkehrsinfrastruktur erfordert oft viele Jahre allein für Planung und Bau, und die Nutzungsdauer beträgt anschließend mehrere Jahrzehnte. Gerade für die Planung einer bedarfsgerechten Infrastruktur ist also eine Vorausschau auf die technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte unabdingbar. Die Infrastruktur unserer Städte wird auf mehrere aktuelle Entwicklungen in Technik und Gesellschaft reagieren müssen. Die wichtigsten davon sind

  • die Einführung der Elektromobilität,
  • das Aufkommen des automatisierten und autonomen Fahrens,
  • die Vernetzung und Informatisierung von Verkehrsmitteln und Verkehrsteilnehmern,
  • die zunehmende Bedeutung des Wirtschaftsverkehrs,
  • der demographische Wandel.

Manche dieser Entwicklungen sind getrieben von technischer Weiterentwicklung (autonomes Fahren, Vernetzung), andere zusätzlich politisch gesetzt (Elektromobilität), und manche ergeben sich aus gesellschaftlichen Entwicklungen und Verhaltensänderungen (Demographie, Wirtschaftsverkehr).

Eine nachhaltige Planung verfolgt mehrere, zum Teil konkurrierende Ziele: In der öffentlichen Diskussion steht zurzeit der Nachhaltigkeitsaspekt im Vordergrund, der in den CO2-Reduktionszielen zum Klimaschutz konkretisiert wird. So lässt das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur des Landes das sogenannte Nachhaltigkeitsszenario Baden-Württemberg 2030 erstellen, das Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emission im Verkehr beinhaltet. Ebenso erforderlich für eine nachhaltige Entwicklung ist aber auch die weitgehende Erfüllung der Mobilitätsbedürfnisse sowohl im privaten Personenverkehr als auch im Wirtschaftsverkehr. Und als dritter Aspekt muss das Ziel der lebenswerten Stadt adressiert werden, in der die Flächenkonkurrenz nicht von Verkehrssystemen dominiert wird und die lokalen Lärm- und Schadstoffbelastungen minimal sind.

Motivation und Zielsetzung

Eine besondere Betrachtung der Mobilität in urbanen Räumen ist aus mehreren Gründen sinnvoll:

  • Zunächst lebt ein großer Teil der Bevölkerung in solchen städtischen Strukturen; allein in Deutschland offiziell etwa drei Viertel, wobei hier alle Stadtgrößen mitgezählt werden. Für eine Betrachtung typischer städtischer Mobilität besser geeignet sind allerdings Großstädte (in Deutschland ab 100.000 Einwohner). Der Anteil der Stadtbevölkerung steigt in Deutschland im Rahmen einer Art Re-Urbanisierung, und weltweit steigt er sogar stark an, auch getrieben von der Entwicklung zu Megacities in den Schwellenländern.  
  • Die Infrastruktur in Städten kann und muss aufgrund der viel höheren Bevölkerungsdichte besonders effizient gestaltet werden. Umweltwirkungen der Mobilität wie Luftverschmutzung und Lärm treten konzentrierter auf und bedürfen besonderer Beachtung.
  • Viele Mobilitätsangebote sind nur bei hohen Einwohnerdichten tragfähig. Das galt schon immer für den öffentlichen Verkehr, und es gilt für die noch neuen Sharing-Systeme, deren Attraktivität mit der Mitgliederzahl steigt. Die nichtmotorisierten Verkehrsmittel (Radfahren, zu Fuß gehen) sind auf kurze Distanzen beschränkt, wie sie vor allem in Städten vorkommen. Insgesamt bedeutet das, dass in Städten viel mehr Mobilitätsangebote nebeneinander existieren und von einer intelligenten Vernetzung profitieren können.

Unser Ziel im Schwerpunktthema Urbane Mobilität ist es, die weiter oben genannten erwarteten Entwicklungen und ihre Wirkung auf Mobilitätsverhalten und Verkehrsablauf in Städten zu verstehen und damit die Grundlagen für eine nachhaltige Planung einer effizienten, intelligenten Infrastruktur zu legen. Unser Laborbeispiel für diese Überlegungen wird die Stadt Karlsruhe sein.

Wissenschaftspartner

KIT Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON), Professur für Netzwerkökonomie

KIT Institut für Fahrzeugsystemtechnik (FAST)

KIT Institut für Entwerfen von Stadt und Landschaft (IESL), International Urban Design

KIT Institut für Verkehrswesen (IfV)

KIT Institut für Industriebetriebslehre und industrielle Produktion (IIP)

KIT Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)

Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)